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Durch die Einnahme fiebersenkender Medikamente kann die Erkrankung sich deutlich länger hinschleppen. In der Konsequenz setzte sich in letzter Zeit die „Let it ride – Philosophie“ zunehmend durch, die aussagt, dass Fieber schützend wirkt und am besten seinen Lauf nehmen sollte.

Kritisch kranke Patienten, bei denen das Fieber in aggressiver Weise gesenkt wurde, mussten oftmals ihre Studienteilnahme wegen Lebensgefahr abbrechen. Für COVID-19-Patienten beispielsweise haben sich mehrere Stunden leichtes Fieber in den meisten Fällen als vorteilhaft erwiesen, weil dadurch die zelluläre Konzentration des nützlichen Hitzeschockproteins 70 (HSP70) anstieg, was unter anderem bei Sepsis-induziertem „Acute Respiratory Distress Syndrome“ (ARDS) schützend wirkt.

Bei Grippe-Patienten bedeutet die Einnahme fiebersenkender Medikamente eine fünfprozentige Erhöhung der Sterblichkeitswahrscheinlichkeit.

Fast alle Tiere, sogar Fische, entwickeln Fieber, wenn ihr Immunsystem gegen Viren oder Bakterien anzukämpfen hat. Organismen, die von außen in einen Körper eindringen, bewirken die Freisetzung von Pyrogen. Diese Substanz signalisiert dem Hypothalamus, dass er das „Körper-Thermostat“ etwas hochdrehen soll. Dies geschieht durch Zittern, Stoffwechselerhöhung und Freisetzung des „Thyrotropin-Releasing Hormone“ (TRH). Um den Wärmeverlust zu reduzieren, wird die Durchblutung der Haut eingeschränkt (man bekommt kalte Füße und Hände). Gleichzeitig kommt es zur Piloerektion, die durch Anheben der kleinen Härchen auf der Haut das Schwitzen (was ja der Kühlung dient) unterdrückt.

Fieber unterstützt das Immunsystem

Fieber löst eine ganze Reihe nützlicher Prozesse im Körper aus. Temperaturen zwischen 40 und 41 Grad Celsius vermindern die Replikationsrate des Poliovirus in Zellen um den Faktor 200 und erhöhen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass gramnegative Bakterien durch Antikörper zerstört werden.

Fiebertemperaturen gehören zum systemischen Alarmsystem, welches die Immunüberwachung unterstützt. Die Vorteile lassen sich so zusammenfassen:

  • Die Konzentration jener Zellen, die exakt die eindringenden Keime angreifen (Antikörper), nimmt deutlich zu.
  • Die Produktionsrate der weißen Blutkörperchen steigt an.
  • Um das Übergreifen der Viren auf gesunde Zellen einzudämmen, wird vermehrt natürliches, antivirales, krebshemmendes Interferon produziert.
  • Je höher die Körpertemperatur, desto schlechter die Reproduktionsrate von Viren und Bakterien.
  • Bestimmte weiße Blutkörperchen werden mit einer verbesserten Fähigkeit ausgestattet, bereits infizierte Zellen und Bakterien zu zerstören.

Da Fieber von vielen Patienten als etwas unangenehm empfunden wird, ist die Schulmedizin brav dazu übergegangen, nicht die Ursachen der Erkrankung, sondern das eigentlich gesunde Phänomen Fieber zu behandeln.

Gut zu wissen: Bei einem Anstieg der Körpertemperatur um ein Grad Celsius steigt die Stoffwechselrate um immerhin zehn bis 12,5 Prozent an. Aus diesem Grunde nimmt man bei Fieber nicht selten etwas ab.

Bereits eine Studie am Tiermodell aus dem Jahr 1987 zeigte klar, dass die Verabreichung von fiebersenkenden Medikamenten den mit Rinderpest infizierten Kaninchen deutlich geschadet hat. Die Virenlast in den mesenterialen Lymphknoten war ebenso wie die Sterblichkeit deutlich erhöht und die Genesung der überlebenden Tiere trat nur sehr verzögert ein.

Eine Studie zur Wirkung von Paracetamol musste vorzeitig abgebrochen werden, weil es im Verlauf innerhalb der Paracetamol-Gruppe zu sieben Todesfällen kam.

Akzeptieren Sie gerade bei COVID-19 etwas Fieber

Beim akuten Atemnotsyndrom (ARDS) wird der programmierte Zelltod in den Alveolarzellen massiv ausgelöst. Das ist eine häufige Todesursache bei COVID-19-Patienten. In einem Artikel, der in „Frontiers in Medicine“ erschienen ist, regten die Autoren an, dass die Patienten mit einem eher leichten Fieber noch unterhalb von 38,8 Grad Celsius, das aber über mehrere Stunden anhält, vermehrt schützendes HSP70 produzieren würden und somit eine bessere Überlebenschance haben.

Zellen, die einen besonders niedrigen HSP70-Spiegel aufweisen, neigen zu spontaner Apoptose. Der sich daraus ergebende Gewebeverlust führt bei älteren Menschen oftmals zu fortschreitenden degenerativen Erkrankungen.

Die Fähigkeit, Fieber zu entwickeln und somit HSP70 in den Zellen anzureichern, nimmt mit zunehmendem Alter immer weiter ab. Diese Erkenntnis führt unmittelbar zu der Überlegung, Thermotherapien einzusetzen, oder noch besser, den Körper auf Temperaturerhöhung zu trainieren.

Auch die „American Academy of Pediatrics“ (AAP) warnt vor einer „Fieberphobie“ und betont, dass der Einsatz von Antipyretika die gefürchteten Fieberkrämpfe bei kleinen Kindern nicht verhindert.

Die erzwungene Fiebersenkung bringt einige Krankheitssymptome fast zum Verschwinden, sodass Sie geneigt sind, viel zu früh Ihren Arbeitsalltag wieder aufzunehmen, obwohl Ihr Körper noch dringend Ruhe braucht und gegebenenfalls hochgradig ansteckend ist. Die meisten wissen, dass ein Rückfall bei einer Infektion oftmals deutlich schlechter verläuft als die ursprüngliche Erkrankung.

Überdies sind die möglichen Nebenwirkungen fiebersenkender Medikamente kein Pappenstiel. Paracetamol ist für Leberschäden bekannt, Ibuprofen erzeugt nachhaltige Magenbeschwerden und Aspirin wurde als Ursache für das Reye-Syndrom bei Kindern und Jugendlichen (Leber- und Hirnschäden) ausgemacht.

Fieber kann auch gefährlich werden

Fieber über 40 Grad Celsius ist eher selten. Erst wenn Ihr Kind eine deutliche innere Unruhe oder Verängstigung zeigt, sollten Sie mit fiebersenkenden Maßnahmen beginnen. Bedenken Sie dabei, dass Fieber die Neigung hat, nachmittags und abends weiter zu steigen. Berücksichtigen Sie auch den erhöhten Flüssigkeitsbedarf des Körpers bei Fieber. In den folgenden Situationen sollten Sie umgehend den Arzt zurate ziehen:

  • Säuglinge unter drei Monate, egal wie hoch das Fieber ist.
  • Kleinkinder bis drei Jahre, bei denen das Fieber über 39 Grad Celsius steigt.
  • Grundsätzlich bei Fieber über 40 Grad Celsius.
  • Bei neurologischen Verletzungen oder Sepsis.

Kinder bis fünf Jahre sind anfällig für einen sogenannten Fieberkrampf. Für die Eltern sieht dieses „leblose Phänomen“ stets sehr beängstigend aus, obwohl ein Fieberkrampf in aller Regel ohne weitere Nachwirkungen vorübergeht. Einen Arzt zu konsultieren, ist dennoch geboten, um sicherzustellen, dass der Krampf nicht durch Bakterien im Blut oder eine Meningitis ausgelöst wurde.

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Beitragsbild: pixabay.com – guvo59